Meyenburg. Am Sonnabend war Dominik Schmengler in Berlin. In der SPD-Parteizentrale im Willy-Brandt-Haus stand für den Meyenburger ein Fototermin an. Denn der 56-Jährige, der in Schwanewede Vorsitzender des Ortsvereins und der Ratsfraktion der SPD ist, hat sich ein Ziel gesteckt: Er will in den Bundestag und dort für die Sozialdemokraten als Abgeordneter den Wahlkreis Verden/Osterholz vertreten. Ob er als Kandidat ins Rennen geht oder aber seine Mitbewerberin Özge Kadah aus Verden, entscheiden am Mittwoch, 27. November, die Delegierten bei der Wahlkreiskonferenz in Oyten.
„Ich möchte mitgestalten”, erklärt Schmengler seine Motivation. Anders als vor vier Jahren, als er schon mal mit dem Gedanken spielte, passe es nun auch in seine Lebensplanung, sagt der Meyenburger, der in zweiter Ehe verheiratet und Vater von zwei Söhnen im Alter von elf und 15 Jahren ist.
Soziale Gerechtigkeit ist ein sein Kernthema. Eintreten vor allem für Benachteiligte – das gehöre zu den ur-sozialdemokratischen Werten. Und da sieht er die Gesellschaft aktuell vor vielen Herausforderungen, etwa wenn es um Rente und Einkommensverteilung gehe. „Wir erleben derzeit eine soziale Spaltung”. Das gelte es zu ändern.
Ein weiteres Ziel des Meyenburgers ist die Stärkung des ländlichen Raumes. Verbesserungsbedarf sieht er etwa beim Thema Mobilität. „Der öffentliche Nahverkehr auf dem Land muss attraktiver werden.“ Für Schmengler kommen verschiedene Möglichkeiten infrage, von Carsharing über Sammeltaxis bis zu steuerlichen Anreizen für Mitfahrgelegenheiten. „Man muss schauen, was für die jeweilige Kommune passt.“
Als Vorsitzender des Finanzausschusses im Schwaneweder Rat wisse er, wie sehr Kommunen durch Pflichtaufgaben wie dem Kita-Ausbau aber auch durch immer höhere Auflagen beispielsweise beim Brandschutz finanziell belastet werden. „Wir müssen Instrumente finden, die die Kommunen entlasten“. Dazu gehöre für ihn auch eine Entbürokratisierung.
Schwerpunktthemen sind für ihn auch Bildung und Migration. „Menschen mit Migrationshintergrund über Qualifizierungen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, ist eine gute Grundlage für ihre Integration in die Gesellschaft.“
Schmenglers politische Grundthemen erklären sich zum Teil aus seinem Lebenslauf. Geboren in Bremen, zur Schule gegangen in Meyenburg und Schwanewede, studierte er dann auf Lehramt in Oldenburg, Münster und Schweden. Danach war er vier Jahre für eine deutsche Stiftung in Westafrika tätig, die vor Ort Schulen baute. Zehn Jahre war er zudem Geschäftsführer einer eigenen Agentur für Nachhaltigkeit. 2011 zog es ihn zurück nach Meyenburg. Heute ist Schmengler beim Landkreis Osterholz angestellt, wo er in der Jugendwerkstatt als Koordinator des Hauptschulkurses tätig ist. Dort können Jugendliche und junge Erwachsene auf dem zweiten Bildungsweg ihren Schulabschluss nachholen.
Seine politische Heimat hat er seit 2016 in der SPD. Im selben Jahr schaffte er bei der Kommunalwahl den Sprung in den Gemeinderat Schwanewede und den Ortsrat Meyenburg, in beiden Gremien hat er bis heute ein Mandat. In Meyenburg ist er zudem Ortsbürgermeister. Der Rechtsruck und das Erstarken der AfD im Zuge der Flüchtlingswelle hätten ihn damals bewogen, in die Partei einzutreten und politisch aktiv zu werden. Sich einzusetzen für die Demokratie, ist ihm wichtig. „Demokratie ist nicht verhandelbar“, betont Schmengler, der sich seit 2011 im Arbeitskreis „Bürgergesellschaft und Demokratie“ der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung engagiert.
Für die Kandidatenkür am Mittwoch zeigt er sich zuversichtlich. „Ich habe ein gutes Bauchgefühl“. Dass der Wahlkampf – sollte er nominiert werden – kein Zuckerschlecken wird, dessen ist er sich bewusst. Die SPD steckt bundesweit derzeit im Umfragetief. „Das wird ein Husarenritt“, meint Schmengler. Ein Aussetzen der Schuldenbremse würde er unterstützen. „Wir müssen in Dinge wie Klimaschutz, Bildung, Infrastruktur und Bundeswehr investieren.“ Er befürworte höhere Steuern für Vermögende. “Unternehmen sollen ihren Anteil an der Solidargemeinschaft mittragen.“ Für ihn ist auch das soziale Gerechtigkeit.